Vom Fahrdienst fürs Kindertraining zum schwarzen Gürtel mit 59 Jahren
Ruth Dechant aus Wenzenbach erkämpft sich den schwarzen Gürtel im Teakwon-Do mit 59 Jahren. Begonnen hat ihr langer Weg dorthin vor mehr als 20 Jahren, als sie ihre Kinder ins Training fuhr und geduldig wartete, bis es zu Ende war. Schließlich hatte sie sich aufgerafft, selbst mit dem Kampfsport zu beginnen.
Am sechsten Juli trat die Wenzenbacherin in Vilseck an, um die Prüfung zum ersten schwarzen Gürtel in Taekwon-Do, dem 1. Dan, abzulegen. Sie war die älteste der insgesamt 30 Prüfungsteilnehmer.
Bestens vorbereitet von ihren Trainern in der Taekwon-Do- und Kickboxschule in Bad Abbach und ihrer Tochter Johanna, selbst mittlerweile 4. Dan, stellte sie sich den Prüfern der ITF-Deutschland.
Als erste vom Leiter des Prüfungskomitees, dem Präsidenten des bayrischen Landesverbandes, aufgerufen, ging sie den anderen vorbildlich voran und verdiente sich schnell den Respekt ihrer Mitstreiter. Obwohl Ruth Dechant ursprünglich mit einem blauen Gürtel zufrieden war, bemerkten nun alle ihre unerschütterliche Entschlossenheit, ihrer Taekwon-Do Karriere mit einem schwarzen Gürtel die Krone aufzusetzen. Entsprechend hart hatte sie seit einem Jahr täglich teils mehrere Stunden trainiert.
Nachdem sie am Anfang der Prüfung im Formenlauf (Tul) bereits ihr Können demonstriert hatte, wurde sie für die Partnerübungen sowie die Selbstverteidigung von ihrer 28-jährigen Tochter unterstützt. Beide sind ausgebildete Kampfsporttrainerinnen, die vor zehn Jahren gemeinsam ihre Trainerlizenz erworben haben.
Im Anschluss zeigte Ruth erneut ihre eiserne Disziplin, als sie im Freikampf das Angebot der drei Prüfer, ohne Körperkontakt zu kämpfen, entschieden ablehnte. Sie wolle keine Sonderbehandlung aufgrund ihres Alters. Nachdem sie zwei Bretter mit sauberen Fußtechniken zerbrochen hatte, stand der letzte Teil der Prüfung an: die Theorie. Dabei absolvierte sie die mündliche Prüfung als schnellste Teilnehmerin in unter zwei Minuten und konnte auch im schriftlichen Test die hochrangigen Prüfer von ihrem breitgefächerten Wissen über den koreanischen Kampfsport überzeugen.
Nach der knapp siebenstündigen Prüfung hieß es für Ruth und 27 ihrer Mitstreiter endlich Aufatmen. Das intensive und beschwerliche Training sowie die blauen Unterarme und Schienbeine hatte sich gelohnt und Ruth, die in drei Monaten ihren 60. Geburtstag feiern wird, hielt ihren verdienten schwarzen Gürtel in der Hand. Für ihre bemerkenswerte Leistung wurde sie nicht nur von ihrer Tochter, sondern zusätzlich von den Prüfern am Ende ausdrücklich gelobt.